Stadt will Waaghaus mit Zwischennutzung beleben
Das Waaghaus gilt als städtische Visitenkarte an zentraler Lage und hat eine wichtige Funktion zur Belebung der St.Galler Innenstadt. Die Stadt hat deshalb ein dreiphasiges Entwick-lungsmodell für das geschützte Gebäude erarbeitet und will in einem ersten Schritt das Erdgeschoss über drei Sommer mit einer Zwischennutzung beleben. Sie sucht dazu nun eine Betreiberin oder einen Betreiber.
Das unter Bundesschutz gestellte Waaghaus ist bedeutend für die St.Galler Innenstadt. Das Erdgeschoss des Wahrzeichens ist mit seinen charakteristischen Torbögen offen gestaltet und weist eine Art «Gassencharakter» auf. Darin finden pro Jahr an rund 100 Tagen verschiedenste Veranstaltungen statt. Im Obergeschoss tagt einmal im Monat das Stadtparlament der Stadt St.Gallen im Parlamentssaal und ein zweiter Saal steht ebenfalls für Anlässe zur Verfügung.
Als Eigentümerin sieht die Stadt St.Gallen grosses Potenzial in der stärkeren Aktivierung des Waaghauses als Ort der Begegnung. Das Hochbauamt hat in Zusammenarbeit mit der Standortförderung den Prozess zu einer Potenzialstudie angestossen, wie der Stadtrat in seiner Antwort auf die Interpellation «Nutzung des Waaghauses ermöglichen und vereinfachen» vom 27. Februar 2024 erläuterte. Diese Studie wurde durch den Verband für Raumplanung EspaceSuisse begleitet und inzwischen abgeschlossen. Sie attestiert dem Waaghaus ein grosses, noch unausgeschöpftes Potenzial zur Nutzung und Belebung der Innenstadt. Die Studie sieht für die Entwicklung des Waaghauses drei Phasen vor. Der Stadtrat hat die Studie behandelt, das Vorgehen befürwortet und die Verwaltung mit der Umsetzung beauftragt.
Entwicklung in drei Phasen
In einer ersten Phase soll eine Zwischennutzung das Erdgeschoss beleben. Diese findet ab Sommer 2025 jeweils über die Sommermonate (circa Mitte Mai bis Mitte September) bis und mit Sommer 2027 statt. In dieser Zeit sind keine baulichen Investitionen geplant. In der zweiten Phase wird eine ganzjährige Nutzung angestrebt, wofür bauliche Investitionen für die Nutzung im Winter notwendig sind. Die dritte Phase beinhaltet die langfristige Entwicklung des Waaghauses ab 2030. Diese dynamische, aufeinander aufbauende Planung erlaubt es, Formate und Angebote in der Zwischennutzung auszuprobieren und deren Erkenntnisse in die Planung der dritten Phase einfliessen zu lassen.
Öffentlich orientierter Begegnungsort
Die Bauarbeiten im Zusammenhang mit der Neugestaltung Marktplatz und Bohl werden die Innenstadt und die Frequenzen beeinflussen. Aus diesem Grund soll die Aktivierung des Waaghaus-Erdgeschosses einen öffentlich orientierten Begegnungsort schaffen und einen positiven Impuls für die Frequenzen der Besucherinnen und Besucher in der Innenstadt setzen. Die Zwischennutzung sieht Angebote aus den Bereichen Gewerbe, Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft vor und soll dabei das umliegende Gewerbe miteinbeziehen und eine offene Zusammenarbeit leben. Für die Bevölkerung entsteht somit ein ergänzendes Angebot während der Bauphase. Zusätzlich können Veranstaltungsformate wie Kleinkonzerte, Lesungen, Degustationen, Vorführungen, Modeschauen, Baustellengespräche, Vernissagen und so weiter stattfinden. Eine Integration der bisher im Waaghaus stattfindenden Veranstaltungen muss dabei geprüft werden. Insbesondere im Sommer 2025 sind bereits grössere Anlässe im Erdgeschoss geplant. Wann die Zwischennutzung im Sommer 2025 genau startet, ist deshalb noch Gegenstand von Abklärungen und abhängig vom Betriebskonzept der Zwischennutzung.
Betreiberin oder Betreiber gesucht
Für die erste Phase sucht die Stadt St.Gallen eine Betreiberin oder einen Betreiber für eine Zwischennutzung über die Sommer 2025, 2026 und 2027 mit Option auf Verlängerung. Interessierte finden alle detaillierten Informationen zur Ausschreibung und das Bewerbungsformular unter www.stadtsg.ch/waaghaus. Die eingereichten Konzepte werden durch ein Beurteilungsgremium mit Vertretenden der Stadt und Pro City St.Gallen geprüft. Der Zuschlag wird im 1. Quartal 2025 erteilt.
Das Waaghaus, früher auch «Zur Waag» und später «Kaufhaus» genannt, wurde in den Jahren 1584 / 85 durch den Stadtbaumeister Wolfgang Fögeli als Kauf-, Gred- und Waaghaus erbaut. Ursprünglich wurden in diesem Gebäude unter anderem die Handelsgüter der sanktgallischen Kaufleute gewogen, verzollt und dann im Obergeschoss eingelagert. Im Lauf der Jahrhunderte erfuhr das Waaghaus eine Vielzahl von Veränderungen und Umnutzungen. Seit September 1963 tagt der Grosse Gemeinderat respektive das Stadtparlament im Waaghaus. Im Erdgeschoss finden verschiedene Veranstaltungen statt.