Erfassung von Erinnerungsorten
Melden Sie uns hier für Sie relevante Erinnerungsorte, welche Teil der Sammlung rund um den «Weg der Vielfalt» werden sollen.
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Die Stadt St.Gallen blickt auf eine über tausendjährige Vergangenheit zurück, wobei die erhaltene Bausubstanz – von wenigen Ausnahmen abgesehen – aus der Zeit nach dem letzten grossen Stadtbrand von 1418 stammt. Viele Bauwerke, die für das heutige Stadtbild wichtig sind und zum baukulturellen und kunstgeschichtlichen Erbe gehören, zeugen von den sozialen Machtverhältnissen und vom jeweils zeittypischen Umgang der Mehrheitsgesellschaft mit dem ihr Fremden. Es soll die Aufgabe eines «Weges der Vielfalt» sein, aus heutiger Sicht problematische Darstellungen oder Orte mit einer belasteten Vergangenheit zu erkennen, darauf hinzuweisen sowie den geschichtlichen Bezug herzustellen. Die heutige gesellschaftliche Vielfal soll dabei ebenfalls Eingang finden.
«Vielfalt» bedeutet für die Fachgruppe gesellschaftliche Diversität aufgrund sozialen wie psychologischen Kategorien und einen angemessenen, insbesondere gerechten gesellschaftlichen Umgang mit dieser Vielfalt. Zu diesen Kategorien zählen u.a. das Geschlecht, die sexuelle Orientierung, das Lebensalter, die Herkunft, ethnische und kulturelle Hintergründe wie Religion und Sprache, Weltanschauung und biologische Funktionen sowie die sozio-ökonomische Situation. Dabei handelt es sich um Kategorien, die massgeblich sind für das Gefühl von Identität und Zugehörigkeit. Damit verbunden ist die Frage, inwiefern tatsächliche oder mutmassliche «Angehörige» bestimmter Gruppen Diskriminierungen und Benachteiligung erfahren oder über Privilegien und Teilhabemöglichkeiten verfügen. In Anlehnung an das Postulat konzentriert sich der «Weg der Vielfalt» auf Aspekte rund um Migration, Asyl, Rassismus, Kolonialismus, Antisemitismus und Frauengeschichte. Die (anderen) genannten Kategorien der Diversität werden insofern (mit-) berücksichtigt, als sie mit diesen Aspekten in einem spezifischen Zusammenhang stehen.
Um das Thema so objektiv wie möglich und so konkret wie nötig zu begleiten, konstituierte sich eine Fachgruppe «Vielfalt». Diese ist mit den folgenden Personen besetzt:
- Katharina Morawek, Kuratorin und Organisationsentwicklerin, Vorstandsmitglied Institut Neue Schweiz INES
- Rita Kesselring, assoziierte Professorin für Urban Studies an der Universität St.Gallen
- Judith Grosse, Leiterin des Archivs für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte
- Nicole Stadelmann, Co-Leiterin Stadtarchiv und Vadianische Sammlung der Ortsbürgergemeinde St.Gallen
- Hans Fässler, Historiker und Stadtführer
- Matthias Fischer, Leiter Denkmalpflege Stadt St.Gallen
- Peter Tobler, Gesellschaftsfragen Stadt St.Gallen
Projektleitung: Samuel Zuberbühler, Standortförderung Stadt St.Gallen
Technische Unterstützung: Dienststelle Geomatik und Vermessung
1. Aufschaltung und mediale Verbreitung einer öffentlich zugänglichen interaktiven Karte auf der Webseite der Stadt St.Gallen. Darin können Orte lagemässig eingetragen und Zusatzinformationen gespeichert werden. Dadurch sollen möglichst viele Betroffenengruppen und Personen, die aus ihrer Sicht wichtigsten Repräsentationen und Erinnerungsorte aus spezifischen Themenfeldern erfassen können: Orte, Häuser, Bauwerke, Denkmäler, Fassaden, Kunstobjekte, etc. Diese sollen verschiedene Aspekte der gesellschaftlichen und kulturellen Vielfalt thematisieren und sowohl negative (geschehenes Unrecht), aber auch positive und inspirierende Erinnerungen (Widerstand gegen Unrecht, Pionierleistungen im Menschenrechtsdiskurs) beinhalten und intersektionale Bezüge aufweisen.
Termin: Erfassung ab 15. August 2023 bis am 30. September 2023
2. Prüfung, Selektion und Ergänzung der erfassten Orte durch die «Fachgruppe Vielfalt» sowie Konzipierung eines «Weges der Vielfalt» durch die Stadt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist jedoch noch nicht klar, ob es ein fixer Weg oder eher ein «Netz der Vielfalt» geben wird. Bei einem «Netz der Vielfalt» wären die definierten Objekte räumlich über die Stadt verteilt.
Termin: November/Dezember 2023
3. Spiegelung und kritische Prüfung der ausgewählten Objekte mit den betroffenen Personengruppen. Dieser Diskurs soll breit geführt werden, um die Betroffenengruppen bestmöglich zu involvieren. Daraus ergibt sich eine definitive Auswahl von historischen Orten, Bauwerken, Denkmälern und Kunstobjekten, welche danach in den «Weg der Vielfalt» resp. in das «Netz der Vielfalt» integriert werden.
Termin: 18. Januar 2024
4. Die zu vermittelnden Inhalte der definierten Orte, Bauwerke, Denkmäler und Kunstobjekte sind adressatengerecht und medienspezifisch aufzubereiten. Der Zugang zu den Informationen muss breit und niederschwellig möglich sein. Eine Art «self-guided»-Lösung wird bevorzugt. Denkbar ist eine interaktive Karte kombiniert mit QR-Codes, welche als Web-Karte in eine Webseite eingebunden und gleichzeitig als Web-Applikation für mobile Geräte bereitgestellt werden kann. Zusätzlich wird der zu Grund liegende Datensatz zur weiteren Nutzung als Open Data zur Verfügung gestellt.
Termin: Sommer 2024
5. Da sich die gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt sowie die Interpretation von bestehenden Erinnerungsorten verändern und in Zukunft neue, relevante Orte auf Stadtgebiet entstehen können, ist die Bewirtschaftung des «Netzes der Vielfalt» eine Daueraufgabe und soll durch die unabhängige Instanz «Fachgruppe Vielfalt» betreut werden. Die Fachgruppe nimmt Anregungen entgegen und prüft neue Orte, Bauwerke oder Denkmäler, welche in das «Netz der Vielfalt» aufgenommen werden sollen.
6. Der technische Betrieb des «Weges/Netzes der Vielfalt» und damit die digitale Sammlung der Inhalte sowie die geographische Verortung wird vom Rauminformationszentrum der Dienststelle Geomatik und Vermessung betreut. Die Inhalte sind damit öffentlich und kostenlos über das Internet als Web-Karte oder via Web-Applikation auf mobilen Geräten einsehbar sowie als Open Data verfügbar.
Termin: Sommer 2024