Es besteht Handlungsbedarf, damit ältere Menschen künftig ein Betreuungsangebot vorfinden, das ihren Bedürfnissen entspricht und das bezahlbar ist. Beim Stadtgespräch zur guten Betreuung im Alter eruierten 50 Fachpersonen und Parlamentarierinnen und Parlamentarier unterschiedlicher Parteien, wie gross die Angebotslücken sind und welche Lösungsansätze es gibt. Stadträtin Dr. Sonja Lüthi reflektierte das Stadtgespräch und Aspekte davon im Nachgang.
Mit der Strategie «Alter und Gesundheit 2030» stellt der Stadtrat wichtige Weichen. Grundsätze wie «Befähigen, Ressourcen nutzen, den Nahraum stärken» prägen die Ziele und Massnahmen der Strategie. Damit sollen in der Stadt St.Gallen ältere Menschen auch zukünftig ein zeitgemässes Angebot vorfinden, das ihrem Bedarf und ihren Bedürfnissen entspricht.
Einerseits richtet sich die verabschiedete Strategie mit Massnahmen an ältere Menschen in der Stadt St.Gallen, sowohl im gesunden Rentenalter als auch im hohen Alter mit zunehmenden Gebrechen. Andererseits sind in vielen Zielen und Massnahmen implizit auch andere gesellschaftliche Gruppen, wie beispielsweise jung- und frühbetroffene Menschen mit Demenz oder Menschen mit Beeinträchtigung, berücksichtigt.
Das Bestehendes soll dabei weiterentwickelt, die Unterstützung der pflegenden und betreuenden Zivilgesellschaft gestärkt und die nahraumbezogene Arbeit aller Akteurinnen und Akteure ausgeweitet werden.
Im Zentrum stehen die Vision und der Grundsatz: «ambulant mit stationär».
Partizipative Umsetzung
Für die Strategieerarbeitung durch die Dienststelle Gesellschaftsfragen, die durch das Beratungsbüro Ecoplan unterstützt wird, gelten folgende Prämissen:
- Der Prozess soll partizipativ gestaltet werden und die relevanten Stakeholder sind angemessen einzubeziehen. Dazu gehören insbesondere die Seniorinnen und Senioren selbst, betreuende Angehörige, wichtige Leistungserbringer sowie die Konferenz für Alters- und Behindertenfragen (KABF).
- Die Strategieerarbeitung soll auf Vorhandenem aufbauen. So bestehen bereits verschiedene Grundlagendokumente, insbesondere auch die Ergebnisse des Vorprojekts «Who cares» der Fachhochschule St.Gallen, die zu berücksichtigen sind.
- Gemäss dem entsprechenden Legislaturziel ist bei der Strategieerarbeitung dem Grundsatz «ambulant vor stationär» Rechnung zu tragen.
- Es soll ein Ressourcenansatz und kein Defizitansatz verfolgt werden
Bei der partizipativen Erarbeitung werden sowohl die Bevölkerung als auch die relevanten Fachstellen und Gremien aktiv einbezogen.
Vorgehen
Bis im Sommer 2021 wird die Strategie «Alter und Gesundheit 2030» entwickelt. In einem ersten Schritt wird, in Zusammenarbeit mit der Beratungsfirma Ecoplan, die aktuelle Situation in der Stadt St.Gallen und wichtige Entwicklungen analysiert. In einem nächsten Schritt wird zusammen mit der Bevölkerung und Fachpersonen der Stadt St.Gallen der Handlungsbedarf erarbeiten.
Die in der Strategie formulierten Ziele und Massnahmen sollen breit abgestützt sein und sowohl von den politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern als auch von den relevanten Fachstellen und den Betroffen selbst mitgetragen und verbindlich umgesetzt werden.
Die Strategie wird entlang von fünf Handlungsfeldern und den fünf Querschnittsthemen «Migration, Demenz, Stärkung des Nahraums, Digitalisierung und Altersarmut» entwickelt. Diese Querschnittsthemen werden bei jedem Handlungsfeld mitberücksichtigt.
Die Arbeiten bauen auf dem 2018-2019 durchgeführten Vorprojekt «Who cares» der FHSG auf.
Die Konferenz für Alters- und Behindertenfragen (KABF) ist ein beratendes Organ der Direktorin Soziales und Sicherheit. Sie setzt sich für eine fortschrittliche Alters- und Behindertenpolitik ein. Mitglieder der Konferenz sind Vertreter oder Vertreterinnen des Stadtparlaments sowie Personen, welche sich mit Alters- und Behindertenfragen beschäftigen.
Der Anteil älterer Menschen nimmt aufgrund des demografischen Wandels zu. Damit reduziert sich die Anzahl der Erwerbstätigen, gleichzeitig erhöht sich die Anzahl älterer, pflegebedürftiger Menschen. Die Solidarität zwischen den Generationen, gegenseitiges Verständnis und Unterstützung werden für das Zusammenleben und den Zusammenhalt in der Gesellschaft einen noch höheren Stellenwert als bisher einnehmen. Deshalb setzt sich die Stadt St.Gallen für die Förderung von Begegnungen zwischen Jung und Alt ein.
Die Stadt St.Gallen fördert innovative Projekte und Veranstaltungen von Organisationen und Privatpersonen im Bereich Alter und Generationen. Ziel ist, Lücken im Angebot für ältere Menschen zu schliessen und neue Lösungen zu erproben. Die Unterstützungsbeiträge sollen mithelfen, die Beziehungen sowie die Solidarität zwischen Jung und Alt zu verbessern und die Öffentlichkeit für Alters- und Generationenfragen zu sensibilisieren.
Gesuche zur Gewährung von Unterstützungsbeiträgen nimmt die Dienststelle Gesellschaftsfragen entgegen.
Das St.Galler Stadtparlament gab am 12. Juni 2011 grünes Licht für die Umsetzung des St.Galler Zeitvorsorgesystems. Im Dezember 2012 hat die Stadt St.Gallen zusammen mit bedeutenden städtischen und kantonalen Akteuren im Alters- und Sozialbereich (lokale Kirchgemeinden, Schweizerisches Rotes Kreuz Kanton St.Gallen, Pro Senectute Kanton St.Gallen, Spitex Verband Kanton St.Gallen, Frauenzentrale Kanton St.Gallen, Amt für Soziales Kanton St.Gallen) die Stiftung Zeitvorsorge gegründet, welche das Vorhaben nun in die Tat umsetzt.
Der Seniorenrat der Stadt St.Gallen (SRSG) ist als Dachorganisation von Vereinigungen von Seniorinnen und Senioren sowie Pensionierten Forum der älteren Menschen in Fragen der Alterspolitik, insbesondere gegenüber den Behörden der Stadt St.Gallen.