Im Schulhaus Blumenau gehen zwei Jahrgänge zur Schule. Im Schulhaus befinden sich nebst zahlreichen Klassenzimmern zudem Fachräume für Bildnerisches Gestalten, Textiles und Technisches Gestalten, Wirtschaft-Arbeit-Haushalt, ein Labor sowie eine Aula. Der Mittagstisch Blumenau ist im Schulhaus untergebracht.
Bauliches
Das Schulhaus Blumenau wurde in den Jahren 1867 - 1869 für die Evangelische Schulgemeinde St.Gallen erstellt. Der Baubeginn fiel mit dem Abbruch des Platztores zusammen, wovon grosse Teile des Steinmateriales für den Neubau Verwendung fanden. Johann Christoph Kunkler (1813 - 1893) lieferte die Pläne für das Schulhaus und die Turnhalle, die 1969 durch einen Neubau ersetzt worden ist.
Kunkler entwarf einen neuen Bautypus, welcher für die kommenden Schulhausbauten wegweisend war. Dieser zeichnet sich durch einen erhöhten Mittelbau mit Stiegenhaus und Singsaal im obersten Geschoss sowie durch beidseitig etwas niedrigere Anbauten mit den Klassenzimmern aus. Beim Schulhaus Blumenau weist der viergeschossige Mittelrisalit 7 Fensterachsen und eine kräftige Eckquadierung auf, während die Seitenflügel nur dreigeschossig und über dem Erdgeschoss verputzt ausgeführt sind. Durch den Zwischenbau (erstellt 1969, Pläne: Stadtbaumeister P. Biegger), ist die originale Raumaufteilung im westlichen Flügel leider etwas verändert worden, die übrigen Teile sind jedoch noch in beachtlicher Weise erhalten.
Auch nach einer Renovation 1885 (neue Farbfassung im Treppenhaus und Korridor), dem nördlichen WC Anbau 1911 und weiteren kleineren Eingriffen präsentiert sich der Innenausbau noch heute in seinem ursprünglichen klassizistischen Kleid. So stellt das Schulhaus Blumenau nicht nur ein wichtiges Baudenkmal für die Entwicklung des Schulhausbaues in St.Gallen dar, sondern vermag auch durch die sehr hohe architektonische Qualität und Stilsicherheit zu überzeugen.
Sanierung und Umbau 1999-2002
Alt – Neu
Das Schulhaus Blumenau, eine markante Schulanlage, erbaut 1867 - 1869 nach Plänen von Johann Christoph Kunkler mit symmetrischem Grundriss, zentraler Korridorhalle, viergeschossigem, leicht risalierten Kernbau und frankierend angeschobenen, dreigeschossigen Seitenflügeln. Im Gegensatz dazu der Zwischenbau von 1970 als typischer Vertreter seiner Zeit: fünfgeschossiger, homogener Zweckbau mit repetitiver Fassade und Flachdach, zweibündige Anlage mit Mittelkorridor und je vier Klassenzimmern. Die Auffüllung der "Baulücke" zwischen den 2 Solitärbauten hat proportionale Wirkung und städtebauliche Bedeutung der beiden historischen Schulhäuser stark beeinträchtigt. Die gestalterische Auseinandersetzung mit der komplexen Schulanlage spielt mit dem Thema ALT und NEU. Die neuen Eingriffe in heutiger Architektursprache suchen eine Balance zwischen individuellem Ausdruck und Übereinstimmung im Ganzen. Sie geben dem Kunkler-Bau seine ursprüngliche architektonische Ausstrahlung und dem Zwischenbau dank neuer Fassadengliederung seine Eigenständigkeit zurück. (Informationen des Architekten Beat Affolter)
Selbstbewusste Hülle
Die Fassade Blumenau gewinnt ihre originale Würde und Ausstrahlung zurück dank Rekonstruktion der ursprünglichen Quadrierung, der feinkörnigen und hellen Putzstruktur und des wieder hergestellten ursprünglichen Farbklangs an Dachuntersicht und Fenstern.
Die Gebäudehülle des Zwischenbaus ist ganzheitlich erneuert worden: Trag- und Raumstruktur bleiben unverändert, die sperrige Volumetrie und die grossen Niveaudifferenzen zwischen den verschiedenen Baukörpern werden übernommen. Die homogene, fünfgeschossige Fassade wird neu gegliedert. Betonung der Horizontalen anstelle der Vertikalen: ein transparenter Sockel stellvertretend für Offenheit, drei Normalgeschosse mit horizontaler Befensterung das Verbindende betonend, sowie das leicht zurückversetzte Attikageschoss mit dem auskragenden Vordach. Zusammen mit der hellen Aluminiumfassade geben sie dem Äusseren des Zwischentraktes ein selbstbewusstes Gepräge. Der Zwischenbau tritt neu eigenständig in einen offenen Dialog mit den beiden als Solitärbauten konzipierten Schulhäusern Blumenau und Talhof. (Informationen des Architekten Beat Affolter)
Farbiges Innenleben
Während das Schulhaus Blumenau von seinem Farbklima und seinem reich detaillierten Innenausbau aus Holz bestimmt wird, hält der um 100 Jahre jüngere Zwischenbau mit seiner sachlichen, teilweise spröden Architektursprache im Stil der 70-er Jahre markant dagegen. Die Sanierung beabsichtigt, diese Verschiedenartigkeit in architektonischem Ausdruck und räumlicher Ausstrahlung zu erhalten und mit neuen Elementen zu verstärken.
Das ursprüngliche Farb- und Dekorklima in Eingangshalle, Korridor und Examenzimmer ist dank örtlicher Freilegungen rekonstruiert worden, ergänzt durch neue Elemente in Stahl, Glas und Alublech. Sie schaffen einen Kontrast zur Farbigkeit und zu den historisierenden Elementen.
Die baulichen Eingriffe im Zwischenbau beschränken sich auf wenige Orte. Die sanierte Pausenhalle erfüllt neu die Anforderungen sowohl an eine moderne Aula wie auch an einen Ort für Pausenaufenthalte. Zusammen mit dem Deckengemälde von Walter Burger hat die grosse Aula Chance zu einem Ort mit hohem ldentifikationswert zu werden. Die neue Vertikalerschliessung mit Lift in Stahl und Glas zusammen mit dem neuen Beleuchtungskonzept setzt neue Akzente in die ehemals dunklen Korridore und überspielt die verschiedenen Niveaudifferenzen. Die Erneuerung von Boden, Wand und Decken zusammen mit neuen Beleuchtungskörpern und frischen Farben - wahlweise Rot oder Blau - in den Klassenzimmern schaffen zusammen mit den grossflächigen Bandfenstern mit Schiebeflügeln ein günstiges Raumklima für eine lebendige Schule. (Informationen des Architekten Beat Affolter)