Bund, Kantone und Gemeinden sind mit den Folgen der Flüchtlingswelle stark belastet. Die Planung und Steuerung insbesondere auf kommunaler Ebene war und ist anspruchsvoll. Aufgaben, die bisher im bewährten Asylprozess durch andere Stellen geleistet wurden, müssen nun durch die Gemeinden bewältigt werden. Dazu gehören etwa Erstunterbringung, Krankenversicherung, Abklärungen bezüglich Vulnerabilität und notwendiger medizinischer Versorgung sowie erste Orientierung im Aufnahmeland. Die Stadt St.Gallen hat etwa 15 Prozent der dem Kanton zugewiesenen Flüchtlinge aufzunehmen: Aktuell leben etwas über 400 schutzsuchende Personen aus der Ukraine in der Kantonshauptstadt.
Soziale Dienste sind stark gefordert
Der Stadtrat hat zur Bewältigung der Flüchtlingskrise im März eine städtische Taskforce unter der Leitung der Direktion Soziales und Sicherheit eingesetzt, in der die für das Thema relevanten Stellen der städtischen Verwaltung vertreten sind. Mitarbeitende insbesondere der Sozialen Dienste (SDS) leisten einen wichtigen Beitrag, die Geflüchteten in der Stadt St.Gallen beim Umgang mit den Folgen des Krieges zu unterstützen: Die schutzsuchenden Kriegsflüchtlinge müssen untergebracht, mit Informationen versorgt, mit Versicherungsschutz (Krankenversicherung sowie Haftpflicht) ausgestattet, bei Bedarf finanziell unterstützt und gegebenenfalls medizinisch versorgt werden. Die Mitarbeitenden der SDS sind durch die zusätzlichen Aufgaben stark gefordert. Verschiedene organisatorische Vorkehrungen wurden getroffen, um die Arbeitslast zu bewältigen. Aufgefangen wird dies mit Mehrarbeitszeit und Pensenerhöhungen, befristeten Anstellungen sowie dem Einsatz von Springerorganisationen.
Die Stadt St.Gallen erhält wöchentlich Zuweisungen von Geflüchteten. Diese Menschen bringen die SDS entweder bei Gastfamilien oder in angemieteten Wohnungen und teilweise auch in Gemeinschaftsunterkünften wie etwa dem vormaligen Altersheim Riederenholz unter. Zahlreiche Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine haben bei Verwandten und Bekannten eine Bleibe gefunden. Darüber hinaus haben sich verschiedene Gastfamilien bei den SDS gemeldet. Die Mitarbeitenden der SDS treffen die notwendigen Abklärungen, ob das Hilfsangebot geeignet ist. Sie streben an, den Bedürfnissen der Gastfamilien so weit wie möglich Rechnung zu tragen. Entscheidend dabei ist, dass Gastfamilien bereit sind, die Gäste während eines längeren Zeitraums, aber mindestens für drei Monate, zu beherbergen. Der Stadtrat ist dabei für die grosse Hilfsbereitschaft der Bevölkerung sehr dankbar.
Ukrainische Schülerinnen und Schüler werden gut aufgenommen
Aktuell werden rund 90 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine verteilt über die ganze Stadt beschult. Die Kinder und Jugendlichen werden nahe an ihrem Wohnort in die Regelklassen integriert und erhalten ab dem ersten Tag intensiven Deutschunterricht. Sobald mehrere Kinder und Jugendliche aus der Ukraine in einem Schulhaus integriert sind, werden diese zu altersdurchmischten Gruppen zusammengefasst und intensiv in Deutsch unterrichtet. Die Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine werden von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern hilfsbereit, neugierig und offen aufgenommen. Aufgrund des allgemeinen Lehrpersonenmangels ist es zum Teil schwierig, für den intensiven Deutschunterricht ausgebildetes Personal zu finden.
Zivilgesellschaftliches Engagement koordinieren
In der Stadt St.Gallen haben die zivilgesellschaftlichen Organisationen und Akteure sehr schnell reagiert und Hilfsangebote für Geflüchtete aus der Ukraine aufgebaut. Als Beispiel sei die private Initiative im Riethüsli erwähnt, wo ein Netzwerk für Flüchtlinge und Gastfamilien aufgebaut wurde. Es zeigt sich vielerorts, dass diese Angebote entlastet werden müssen. Durch die Koordination von Hilfsangeboten soll die Hilfe besser auf die Bedürfnisse der Flüchtlinge abgestimmt werden. Durch Kooperation sollen längerfristige Strukturen oder zentrale Hilfsangebote aufgebaut werden. Am ersten «runden Tisch Ukraine» im Mai 2022 wurde eine Übersicht der über 30 involvierten gemeinnützigen Organisationen und Hilfsangebote geschaffen. Bis zur zweiten Durchführung im September wird eine Bedarfsabklärung durchgeführt. Zur Diskussion steht beispielsweise die Schaffung eines zentralen Treffpunkts für Flüchtlinge. In Kooperation mit lokalen Hilfswerken, Fach- und Beratungsstellen sowie Freiwilligen können Programme und Hilfsangebote für die unterschiedlichen Alters- und Zielgruppen und deren Bedürfnisse entstehen. Über die Informationsplattform www.ankommen-sg.ch werden aktuelle Angebote und Informationen für Flüchtlinge und Freiwillige bereitgestellt. Der Stadtrat dankt den vielen engagierten Freiwilligen und den gemeinnützigen Organisationen für ihren Einsatz zum Wohl der geflüchteten Menschen.