Mit dem Landkauf des ehemaligen Bahnareals St.Fiden konnte die Stadt Ende 2012 von den SBB ein für die Stadtentwicklung bedeutendes Grundstück erwerben. Das Grundstück ist knapp 1.9 Hektaren gross. Dazu kommt das städtische Areal «Fellhof», welches bis 2015 dem Gartenbauamt (heute Stadtgrün) als Werkhof diente. Auch das baulich und strukturell überholte Einkaufszentrum «Migros Bach» soll durch die Migros Ostschweiz totalsaniert oder neu gebaut werden.
Das gesamte Areal bildet eine sehr wichtige innerstädtische Nutzungsreserve. Aufgrund der ausserordentlich guten Erschliessungsqualität, der zentrumsnahen Lage und des Nutzungspotenzials ist eine gemischte Nutzung bestehend aus Wohn-, Gewerbe- und Dienstleistungsflächen und eine dichte, urbane Überbauung anzustreben. Auch der Bau qualitativ hochwertiger öffentlicher Aussenräume wird angestrebt.
Nach Vorbereitungsarbeiten soll in den kommenden drei Jahren mit einem mehrstufigen Planungsprozess die künftige Entwicklung des Stadtteils St.Fiden-Heiligkreuz und des Gebiets um den Bahnhof im Detail geklärt werden:
Am 28. April 2016 hat der Stadtrat zuhanden des Stadtparlaments den dafür nötigen Planungskredit über CHF 1,48 Mio. verabschiedet. Der Stadtrat will die grosse Chance nutzen, Perspektiven zu entwickeln und Impulse für eine Innenentwicklung beim Bahnhof St.Fiden zu setzen. Derzeit läuft die Testplanung mit vier Teams.
Vertiefte Prüfung Gleisüberdeckung
Die Machbarkeit einer Gesamtüberdeckung der Gleisanlagen und der Nationalstrasse im Gebiet Bahnhof St.Fiden soll vertieft geprüft werden. Das Stadtparlament hat dafür am 22. September 2020 einen Kostenbeitrag von CHF 368'500 gutgeheissen. Den übrigen und damit mehrheitlichen Anteil an den Gesamtkosten von CHF 885'000 wird von privaten Investorinnen und Investoren und Projektentwickelnden getragen.
Die im Jahr 2017 durchgeführte Testplanung zeigt ein sehr hohes Entwicklungspotenzial im Kerngebiet rund um den Bahnhof St.Fiden. Das Areal der heutigen Werkhöfe an der Steinachstrasse bildet eine Scharnierfunktion zwischen Olma Messen und Kantonsspital. Aufgrund der Lage und dem spezifischen Potenzial wird es als Medtech-/ ICT-Cluster benannt. Durch Hochhäuser im Talboden sollen die Schwerpunktgebiete akzentuiert und miteinander in Beziehung gesetzt werden. Weitere grossflächige Transformations- und Interventionsgebiete drängen sich gemäss Schlussbericht nicht auf. Nachverdichtungen oder punktuelle Eingriffe stehen im Vordergrund. Die beiden Stadtachsen St.Jakob-Strasse / Langgasse sowie Rorschacher Strasse sollen in ihrer Struktur erhalten und gestärkt werden. Die bestehenden Quartiere tragen einen wichtigen Teil zur Qualität und Identität dieses Stadtteils bei.
Städtebauliches Gegenüber für die Nordseite
Beim Kerngebiet Bahnhof St.Fiden hat sich gezeigt, dass der ursprüngliche Entwicklungsschwerpunkt auf der Nordseite ein adäquates städtebauliches Gegenüber auf der Südseite erhalten soll. Das heutige Betriebsareal der SBB auf der Südseite der Geleise birgt ein grosses Entwicklungspotenzial. Die Reduktion der Lärmemissionen von der Autobahngalerie stellt dabei ein wichtiges Element dar. Diese beeinflussen die Nutzungsmöglichkeiten und die Wohnqualität im Quartier stark. Die Bebauungen nördlich und südlich der Geleise sollen sich in ihrem Charakter und ihrer Nutzungsausrichtung unterscheiden. Für die Nordseite wird ein neues Zentrum mit hoher Dichte und publikumsorientierten Nut-zungen bzw. Dienstleistungs- und Mischnutzungen angestrebt. Auch ein Hotel ist vorstellbar. Die Migros soll auf der Nordseite verbleiben und eine wichtige Ankernutzung bilden. Die Bachstrasse soll als attraktiver Stadtraum ausgebildet werden. Die südliche Bebauung soll das angrenzende Wohn- und Gewerbequartier abschliessen. Hier sind Mischnutzungen mit einem höheren Wohnanteil vorgesehen.
Passerelle als Brückenschlag
Ein zentrales Element, das sich im Lauf des Verfahrens herauskristallisiert hat, ist eine neue Passerelle für den Langsamverkehr, welche als wichtiger, städtebaulich ausformulierter Brückenschlag die Quartiere verbinden soll. Neben den verkehrlichen Funktionen inklusive Perronzugang soll ein attraktiver Ort für Aufenthalt und Begegnung geschaffen werden. Die Passerelle soll Bestandteil einer Langsamverkehrs- und Freiraumverbindung werden, welche zwischen den beiden bestehenden Stadtachsen ausgestaltet werden soll und die Anbindung ans neue Zentrum sicherstellt. Mit einem Netz an bestehenden und neuen Freiräumen sollen die vorhandenen Qualitäten gestärkt und akzentuiert werden.
Verfahrensanpassung nötig
Der Stadtrat unterstützt die Erkenntnisse und Empfehlungen der Syntheseergebnisse. Sie stellen eine wertvolle Basis für die Weiterentwicklung und Positionierung der Quartiere dar. Die Testplanung zeigt auf, dass die Voraussetzungen für einen dichten, urbanen und lebendigen Stadtteil gegeben sind. Die vielfach propagierte Vision einer vollständigen Überdeckung wurde von keinem Team der Testplanung vorgeschlagen, dies aus ökonomischen, bautechnischen und städtebaulichen Gründen. Der Stadtrat verschliesst sich der Vision einer Überdeckung jedoch nicht.
Da die Weiterplanung auf der Nordseite nicht isoliert geschehen soll und sich technische und planerische Fragen stellen, wurde eine Verfahrensanpassung beschlossen. Anstelle eines städtebaulichen Wettbewerbes für das Gebiet nördlich des Bahnhofs St.Fiden werden vorerst wichtige Fachthemen vertieft und in einem Masterplan für das Gebiet rund um den Bahnhof St.Fiden festgehalten. Der Masterplan wird voraussichtlich Ende 2018 vorliegen.
Die Erarbeitung des Masterplans erfolgt durch die Metron Raumentwicklung AG und wird durch das bestehende Gremium mit externen Fachexpertinnen und Fachexperten begleitet. Weiter wird eines der vier bisher am Planungsprozess beteiligten Büros städtebauliche Fragen vertiefen.
Das Gebiet Bach St.Fiden ist prädestiniert, sich zu einem neuen Stadtteilzentrum zu entwickeln. Es birgt hohe Synergiepotenziale innerhalb der angrenzenden Areale der Olma Messen, des Kantonsspitals, des geplanten Medtech- und ICT-Clusters, des künftigen Campus der Universität St.Gallen am Platztor sowie des umliegenden Siedlungsgebietes. Die flankierenden beiden Ausfallachsen Langgasse und Rorschacher Strasse begünstigen die Bildung eines neuen Stadtteilzentrums. Der Stadtrat ist zur Beurteilung gelangt, dass die Grundlagen für einen definitiven Entscheid für oder gegen eine Gesamtüberdeckung im Rahmen der groben Machbarkeitsstudie nicht in ausreichender Tiefe aufbereitet werden konnten und es deshalb verfrüht wäre, die Vision zu verwerfen. Eine vertiefte Machbarkeitsstudie zur Gesamtüberdeckung der Gleise und Autobahn soll deshalb die für einen Entscheid nötigen Sicherheiten für Politik und Wirtschaft geben.
Gleichzeitig ist der Stadtrat überzeugt davon, dass ein derartiges Grossprojekt gemeinsam von Politik und Wirtschaft getragen werden muss, um erfolgreich umgesetzt werden zu können. Der Stadtrat sieht positive Signale von Wirtschafts- und Immobilienkreisen als eine Notwendigkeit für die Durchführung der vertieften Machbarkeitsstudie und den weiteren Prozess und erwartet deshalb eine massgebliche Beteiligung von privaten Akteuren. Aus diesem Grund hat eine Delegation des Stadtrats das Gespräch mit der IG Wirtschaft St.Fiden gesucht. Stadt und Wirtschaftsverbände haben sich über ein gemeinsames Vorgehen, einen Kostenteiler und die Organisation für den nächsten Planungsschritt verständigt. Gemeinsam soll eine vertiefte Machbarkeitsstudie für eine Gesamtüberdeckung der Gleise und Autobahn erarbeitet werden.
Auftraggeberin der vertieften Machbarkeitsstudie ist eine einfache Gesellschaft, welche zur Finanzierung und Organisation der Studie gegründet wurde. Die Gesellschaft besteht aus den Unternehmen Mettler2Invest AG, Fortimo Group AG, Nüesch Development AG, der St.Galler Kantonalbank, Gewerbe Stadt St.Gallen, HEV Stadt St.Gallen sowie Wirtschaft Region St.Gallen.
Das Stadtparlament hat den Kredit an seiner Sitzung vom 22. September 2020 genehmigt.
Das Gebiet St.Fiden – Heiligkreuz rund um den Bahnhof St.Fiden bietet eine grosse Chance für die zukünftige Stadtentwicklung. Bis zu einem möglichen Baubeginn soll das Areal nicht unbenutzt bleiben. Der Quartierverein Nordost – Heiligkreuz hat ein Grobkonzept für eine Zwischennutzung von dem privaten Planungsbüro gsi Architekten (St.Gallen) erarbeiten lassen und das Gespräch mit der Stadt St.Gallen gesucht. Entstehen soll ein Aussenraum als Begegnungsort für Alt und Jung, bei dem sich Stadtnatur und Quartiertreffpunkt verbinden.
Die Idee einer temporären Nutzung zur Aufwertung des Areal Bachs überzeugte den Stadtrat schon von Beginn an. Er begrüsst die Zwischennutzung und das Engagement der Initiantinnen und Initianten. Aus diesem Grund hat die Stadt St.Gallen die Ausarbeitung des Detailkonzeptes bereits seit letztem Sommer begleitet.
Nach einer Redimensionierung liegt das finalisierte Konzept der Zwischennutzung vor. Der Verein Areal Bach hat die wichtigsten Fragen zum Betrieb der Zwischennutzung geklärt und für Aufbau sowie Betrieb ein detailliertes Budget erstellt. Für die Bereitstellung des Areals und den Bau wird mit Kosten von CHF 494'000 gerechnet. Die Finanzierung wird zu einem grossen Teil durch gesponserte Leistungen aus der Privatwirtschaft, durch Stiftungen und Privatpersonen sichergestellt. Aufgrund von Mieteinnahmen und Veranstaltungen auf dem Areal rechnet der Verein über die Betriebsdauer von mindestens fünf Jahren mit einem ausgeglichenen Ergebnis. Der Verein Areal Bach beantragte bei der Stadt St.Gallen einen einmaligen Unterstützungsbeitrag in der Höhe von CHF 150'000.
Der Stadtrat hat sich aufgrund des angepassten Konzeptes und den überzeugenden Nutzungsabsichten für eine Unterstützung ausgesprochen. Die Zwischennutzung trägt zur Erreichung von verschiedenen Zielen aus der Vision 2030 des Stadtrates bei, stärkt das Quartier Nordost-Heiligkreuz und verbessert die Lebensqualität für die Wohnbevölkerung der Stadt St.Gallen.