13.09.2024
Stadtgeschichten: Nächstenliebe gegen die Narben des Krieges - Pfadi Hospiz
In den Jahren 1945 bis 1950 organisierten Pfadfindervereine aus unterschiedlichen Kantonen und Gemeinden der Schweiz Erholungslager für kriegsgeschädigte Kinder aus Frankreich, Deutschland und Österreich. Im Falle von St.Gallen und der Pfadfinderabteilung Hospiz fruchtete diese Zusammenarbeit in einer Reihe von erfolgreichen...
Mehr erfahren 0- 612: Niederlassung des Gallus im Steinach-Tobel
- 719: Gründung des Gallus-Klosters durch Otmar
- 9. – 11. Jahrhundert: Kloster St.Gallen wird durch seine einzigartige Bibliothek zu kulturellem Mittelpunkt in Europa
- 10. – 12. Jahrhundert: Handwerker, Bauleute und weitere Arbeiter lassen sich ausserhalb der Klostermauern nieder; St.Gallen entwickelt sich zu einer Stadt
- 15. Jahrhundert: St.Gallen wird zur führenden "Leinwandstadt" im Bodenseegebiet
- 1524-27 : Einführung der Reformation
- 1566: Vollständige Trennung von Stadt und Abtei
- 1600: St.Galler Leinwand wird zum wichtigsten Exportartikel der Eidgenossenschaft.
- 1721: Die Produktion von Baumwollgeweben löst das Leinwandgewerbe ab
- 1798: Stadtrepublik und Fürstabtei werden als souveräne Staaten aufgehoben und vorerst in den Kanton Säntis integriert
- 1803: Napoleon verordnet die Gründung des Kantons St.Gallen mit der gleichnamigen Stadt als Hauptort
- 1824: Das erste Kinderfest findet statt
- 1865: Beginn der "Stickereiblüte", die Hochkonjunktur der St.Galler Stickereiindustrie
- 1910: Zahl der Einwohner St.Gallens steigt auf fast 38'000
- 1918: "Stadtverschmelzung": St.Gallen, Straubenzell und Tablat vereinigen sich Politischen Gemeinde St.Gallen mit rund 70'000 Einwohner und Einwohnerinnen
- 1920: Modewandel und Wirtschaftskrise nach dem 1. Weltkrieg läuten Ende der Stickereiindustrie ein.
- 1950: Wirtschaftliche Erholung nach dem zweiten Weltkrieg
- 1970: Hochkonjunktur lässt die Bevölkerung der Stadt auf 80'000 Einwohnerinnen und Einwohner anwachsen. Erstmals seit dem Mittelalter überwiegt der Dienstleistungssektor gegenüber dem Textilgewerbe
- 1983: Stiftsbezirk wird UNESCO-Welterbe
- 1987: Eröffnung Stadtautobahn
- 2008: Eröffnung neues Fussballstadion in St.Gallen Winkeln. Die "St.Galler Bratwurst" wird vom Bundesamt für Landwirtschaft als geschützte Herkunftsbezeichnung (GGA/IGP) eingetragen.
- 2009: Replik des St.Galler Himmelsglobus aus dem 16. Jahrhundert kommt in die Stiftsbibliothek
- 2014-16: Neubau des Naturmuseums beim Botanischen Garten
- 2018: Einweihung neuer Bahnhofplatz
- 2019: St.Galler Klosterplan wird erstmals in einer Dauerausstellung für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht
- 2020: Maria Pappa wird zur ersten Stadtpräsidentin St.Gallens gewählt
Die Herstellung von Leinentüchern war im Bodenseegebiet schon früh verbreitet. Noch zu Beginn des 15. Jahrhunderts war das Wort "Costances" der Inbegriff für Qualitätstuch. Fünfzig Jahre später stieg St.Gallen anstelle von Konstanz zur führenden Textilstadt im Bodenseegebiet auf. Die mit dem St.Galler Gütesiegel versehenen Leinentücher bildeten für die Zeit um 1600 den wichtigsten Ausfuhrartikel der Eidgenossenschaft.
Im Verlaufe des 18. Jahrhunderts verlor das Leinwandgewerbe allmählich an Bedeutung, und an seine Stelle trat die ab 1721 betriebene Produktion von Baumwollgeweben. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts spannen und woben in der ganzen Ostschweiz und im benachbarten Ausland Zehntausende für die St.Galler Baumwollunternehmer.
Die industrielle Revolution zu Beginn des 19. Jahrhunderts und die damit verbundene Mechanisierung der Stickerei bildete die technische Voraussetzung für die "Stickereiblüte", die Hochkonjunktur der Stickereiindustrie. St.Galler Stickereien eroberten den Weltmarkt und wurden zu den wichtigsten Exportartikeln der Schweiz.
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde das Ende der Stickereiindustrie eingeläutet. Wegen der wirtschaftlichen Lage in den ehemaligen Abnehmerländern, mehr allerdings noch wegen eines tief greifenden Modewandels, geriet die St.Galler Hauptindustrie in den 1920er- und 1930er-Jahren in eine langdauernde und mit hoher Arbeitslosigkeit verbundene Krise. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sich die Stadt wirtschaftlich erholen. Danach überwog erstmals seit dem Mittelalter nicht mehr das Textilgewerbe, sondern in zunehmendem Masse der Dienstleistungssektor.
- Schon im frühen 9. Jahrhundert ist auf dem berühmten St.Galler Klosterplan eine Bibliothek eingezeichnet, die erste Zeichnung einer mittelalterlichen Bibliothek.
- Aus dem Frühmittelalter sind Zeugnisse für lesende Frauen belegt. Die Inklusin Wiborada, auf deren Initiative hin die Bibliothek vor dem Ungarneinfall bewahrt wurde, gilt als Namenspatronin für die Frauenbibliothek, die heute über eine der wenigen Spezialsammlungen zu Frauenthemen besitzt.
- Der gelehrte Reformator Vadian galt als Büchermensch und schützte die Klosterbibliothek während des Bildersturms 1529 vor der Zerstörung. Um sein Andenken zu erhalten, vermachte er seine eigenen Bücher 1551 der Stadt. Daraus entwickelte sich die Stadtbibliothek, die bis heute als Kantonsbibliothek Vadiana seinen Namen trägt.
- Das St.Galler Zentrum für das Buch (ZeBu) bildet eine Spezialabteilung innerhalb der Kantonsbibliothek Vadiana St.Gallen. Es umfasst eine Fachbibliothek und ein Presse-Archiv zu den Themen Buch- und Pressewesen, Bestände bibliophiler Bücher und forschungsrelevante Nachlässe, zum Beispiel die Arbeitsbibliothek des Typografen und Buchgestalters Jan Tschichold. Kernbestand ist die Sammlung des Deutschen Bucharchivs München, die der Kantonsbibliothek 2006 übertragen wurde.
- Die Digitale Bibliothek Ostschweiz war 2008 der erste digitale Bibliotheksverbund seiner Art auf dem europäischen Festland, heute ist sie mit 130 Teilnehmerbibliotheken auch der grösste.
- Mit e-codices hat die Stiftsbibliothek schon 2005 eine der weltweit führenden Digitalisierungsplattformen für mittelalterliche Handschriften lanciert, die immer wieder neue Massstäbe setzt und die Wissenschaft anregt.
- Die St.Galler Buchgestaltung hat einen hervorragenden Ruf. Mit Rudolf Hostettler, Jost Hochuli, Max Koller, Hans-Peter Kaeser und Roland Stieger prägen seit Jahrzenten Gestalter und Typographen aus St.Gallen die international renommierte Schweizer Buchgestaltung mit.
- Seit 2006 besteht die Kunstbibliothek im Sitterwerk. Diese Präsenzbibliothek umfasst umfasst rund 25000 Bände zu Kunst, Architektur und deren Geschichte. Ein wesentlicher Teil dieser Sammlung wurde von Daniel Rohrer zusammengetragen.
St.Gallen gehörte zu den ersten Schweizer Städten, die sich für die Glaubenserneuerung entschieden, und prägte die Reformation der Ostschweiz nachhaltig. Wichtig für die Einführung und Verankerung des reformierten Glaubens waren der Gelehrte und Bürgermeister Joachim von Watt (genannt Vadian, 1484–1551) und befreundete Gelehrte aus der Stadt.
Die Reformation vollzog sich in St.Gallen in den Jahren 1524–27, als die Stadtführung den reformierten Gottesdienst einführte. Dieser Schritt hatte auch eine wichtige politische Bedeutung. Die Stadt gehörte über Jahrhunderte zum Untertanengebiet des Klosters St.Gallen und hatte sich in einem langen Prozess von dessen Herrschaft weitgehend emanzipiert. Nach der Reformation konnte sich die Stadt 1566 vollständig vom Kloster lösen.
2015 wurde St. Gallen der Ehrentitel «Reformationsstadt Europas» durch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) verliehen.
Die Stadt St.Gallen hat im Laufe der Geschichte viele berühmte Persönlichkeiten beheimatet, welche in den verschiedensten Bereichen die städtische, nationale und internationale Geschichte massgeblich prägten oder dies bis heute tun. Eine umfassende Liste geschichtsträchtiger St.Gallerinnen und St.Galler ist mittels untenstehendem Link zu finden.
Neben den bekanntesten Spezialitäten Bratwurst, Bier und Biber, haben viele weitere Köstlichkeiten ihren Ursprung in der Gallusstadt, wie beispielsweise die St.Galler Klostertorte, die St.Galler Klosterpastete, die St.Galler Sammetsuppe oder die Schokoladenerzeugnisse von Maestrani.
St.Galler Bratwurst
Zarte und doch knusprige Haut, bestes Kalbfleisch und eine verführerische Mischung aus speziellen Gewürzen. Schon 1438 beschrieb die Metzgerzunft, wie sie herzustellen sei, und heutzutage gibt es sie immer noch, in drei verschiedenen Grössen. Die kleine St.Galler Bratwurst wiegt 120 Gramm und wird am Kinderfest an die jüngeren Teilnehmerinnen und Teilnehmer abgegeben. Die OLMA-Bratwurst ist mit 160 Gramm die richtige Portion für den normalen Hunger. Die Kinderfest Bratwurst ist die grösste aller St.Galler Bratwürste und bringt stolze 230 Gramm auf die Waage. Echte St.Galler geniessen ihre Bratwurst mit einem Bürli, aber bitte ohne Senf. Natürlich ist die St.Galler Bratwurst auch in den St.Galler Restaurants zu finden, wo sie oft zu gebratener Rösti und mit Zwiebeln serviert wird.
Die St. Galler Kalbsbratwurst, die St. Galler Bratwurst sowie die St. Galler Olma-Bratwurst sind als geschützte geographische Angaben (GGA) seit 2008 eingetragen – und führen das IGP im Namen (Indication géographique protégée). Das Label steht für ein typisches und traditionelles Qualitätsprodukt, das eine starke Verbindung zu seiner Ursprungsregion besitzt.
St.Galler Biber
Honig, Mehl, Zucker und spezielle Gewürze bilden die Hauptbestandteile des berühmten St.Galler Biberteiges. Anis, Koriander, Nelken, Kardamom, Fenchel, Pfeffer und andere Gewürze gehören dazu. Die perfekte Mischung ist ein Geheimnis, welches von den einheimischen Confiseuren von Generation zu Generation überliefert wird. Schon 1462 werden die Biber in St.Galler Ratsprotokollen erwähnt. Dank des ausgedehnten Leinwandhandels in alle Welt konnten die St.Galler Kaufleute bereits damals die exotischen Zutaten importieren.
St.Galler Bier
Die Stadt St.Gallen besitzt eine alte Brautradition. Schon auf dem Klosterplan von 820 sind drei Brauhäuser abgebildet. Die Brauerei Schützengarten wurde 1779 von Johann Ulrich Tobler gegründet und ist heute die älteste Brauerei der Schweiz. Immer noch auf dem ursprünglichen Grundstück ist Schützengarten ein erfolgreiches, eigenständiges Unternehmen, dessen Biere schon mehrfach ausgezeichnet wurden. In den letzten zehn Jahren hat sich eine lebhafte Craft-Beer-Szene entwickelt.
Die Schriftenreihe der Stadt St.Gallen ist ein Fundus historischer und aktueller Themen. Meist sind die Publikation zu einem Jubiläum oder aus sonstigem ausserordentlichen Anlass bzw. zu Themen von allgemeinem Interesse erschienen.
Publikationen der Schriftenreihe